Geschichte

Moritzfeld,(rum. Maureni, ung. Mritzföld) ein schmuckes Dörflein in der Banater Hecke, zwischen Temeswar (60 Km) und Reschitza (40 Km), liegt schon etwas hügelig zwischen den rumänischen Dörfern Schoschdea (amtlicher rumänischer Ortsname Sosdea), Ghertinis (Ghertini;) und Gataja (G[taia), im Kreis Carasch-Severin (Cara;-Severin). Der Ort ist 143 m über dem Meeresspiegel (Adriatisches Meer), 21° 30’ östlich von Greenwich und 45° 24’ nördliche Breite und erstreckt sich über eine Fläche von 8549 Katastraljoch, d.h.4313,60 ha oder 41,13 km2. Im Osten liegt der Knowelberg, während im Westen der Schamik zu sehen ist. Bei schönem Wetter ist die Sicht frei bis zu den Werschetzer Bergen. Die Hauptgasse, Nationalstraße N582 und Europastraße, teilt das Dorf in fast gleiche Hälften. Der Ort selbst hat eine Fläche von 1,520 km2

1. Ortsname

Der Ort dürfte seinen Namen dem Hl. Mauritius ("Moritz") zu verdanken haben, welcher als Patron von den Gläubigen ursprünglich verehrt und gewählt wurde. Eine zweite Variante der Namensgebung: Ein Ungarnwanderer, Ignatz Riegler, und ein gewisser "Moritz", dessen Familienname unbekannt ist waren die ersten Kolonisten im Ort.

2. Ansiedlungsjahr

Als im Jahre 1786, nach dem Erscheinen des "Werbepatents" im Namen des Kaisers Josef II. die ersten Familien in Moritzfeld angesiedelt wurden, kannten sie weder die klimatischen Verhältnisse mit heißen Sommern und strengen Wintern noch die Bodenbeschaffenheit. Der Moritzfelder Boden ist schwerer lehmhaltig, hat einen geringen Humusgehalt und ruht auf einem festen, undurchlässigem Untergrund) Von der Ansiedlung bis zum heutigen Tag muss in Moritzfeld hart gearbeitet werden um mit diesem Boden eine halbwegs gute Ernte einzubringen.

3. Ortsgeschichte

Der Ort wurde 1786 von ca. 970 Personen besiedelt. 380 Menschen kamen aus den linksrheinischen Gebieten,

138 aus Lothringen und Luxemburg, 126 aus anderen Territorien des Römisch-Deutschen Reiches. Die übrigen Einwanderer stammten aus dem Elsaß, aus Süddeutschland (Baden, Württemberg, Bayern), und aus dem Österreichischen Kaisertum (Österreichische Erblande, Böhmen). Vom Gründungsjahr bis 1846 war Moritzfeld Kameralbesitz und musste der Temeswarer Kameraladministration fronen und zinsen. 1805 wurde das Dorf zu einem Marktort erhoben, Wochenmärkte und Jahrmärkte wurden abgehalten, der Viehhandel florierte. Im Jahre 1847 wurde der Ort von der Ungarischen Hofkammer an die Privatgrundherrschaft Minges verkauft. Der erste Besitzer ließ ein prachtvolles Kastell erbauen. Der Zugehörigkeit zu der Ungarischen Hofkammer, die das Patronatsrecht hatte, verdankt Moritzfeld seine erste Kirche. Das Baumaterial wurde von der Kammer gestellt, im Spätsommer des Jahres 1819 haben die Dorfbewohner den Kirchenbau fertig gestellt. Am 11. November, zu Martini wurde das Gotteshaus vom Werschetzer Dechantpfarrer Albert Martini feierlich eingeweiht. Moritzfeld war eine selbständige Pfarrei. Die ersten Siedler waren römisch-katholischer Konfession. Der Pfarrei gehörten folgende Filialen an: Gataia, Kleinschemlak, Berzovia, Königsgnad, Ferendia, Fizesch.

4. Bischof Augustin Pacha

Der größte Sohn Moritzfelds, der 1927 zum Bischof der Apostolisten Administratur Temeswar ernannte Dr. Augustin Pacha, war stolz, ein Kind dieses Dorfes zu sein. Anlässlich der Kirchenkonsekration 1928 begann er seine Anrede mit dem Satz "Ich bin zuhause". Er empfand es als Gottes Gnade, die Kirche seiner Geburtsgemeinde einzuweihen und somit seinen Landsleuten das größte Bischofgeschenk zu machen. Auf die Frage woher sein Wissen komme, antwortete er einmal : "Aus der Moritzfelder Universität". Der "Schwabenbischof" wurde 1950 der Spionage für den Vatikan beschuldigt. Man nahm ihm, seinen Weggefährten (u. a. auch Schwester Hildegardis Wulff) und seiner Kirche übel, dass sie in den schweren Zeiten der Nachkriegszeit notleidenden Menschen - auch deutschen Soldaten -, Hilfe geleistet haben. Das totalitäre kommunistische Regime verurteilte ihn zu 18 Jahren schwerer Haft. Im September 1954 schwer krank entlassen, kehrte er nach Temeswar zurück, wo er am 4. November den Gefängnisfolgen erlag.

5.Große Geschichte, kleine Geschichte

Die Moritzfelder waren ein fleißiges und rühriges Völkchen, das bestrebt war, aus dem kargen Boden ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Ortsbevölkerung hatte im Laufe ihrer Geschichte harte Zeiten zu bewältigen. Kaum angesiedelt, brach der letzte Türkenkrieg (1788-1791) aus und zwang die Ortsbewohner kurzzeitig, die Flucht zu ergreifen. Die Revolution von 1848 ging am Ort nicht spurlos vorbei. Der berühmte Räuberhauptmann Rozsa Sándor, der auf Seiten der Revolutionsarmee in diesem Gebiet hauste, jagte den Ortsbewohnern Schrecken ein. Im Jahre 1863 war die Region der Dürre zum Opfer gefallen. Mehr als die Hälfte der Ernte wurde vernichtet. Viele nahmen das Stroh vom Dach, um das Vieh zu füttern. Zwölf Jahre später, am 12 Juli 1875, tobte ein Sturm durch die Gegend und zur Mittagsstunde brach ein Feuer aus, das durch einen Backofen ausgelöst wurde und vernichtete den Kirchenturm und 96 Häuser samt Nebengebäuden. Der Feuerschaden war unschätzbar. Sechs Tage später, am 18. Juli 1875, suchte ein schwerer Hagelschlag die Gemeinde heim, vernichtete die Trauben- und Haferernte und fügte auch dem Weizen, der noch auf Kreuzen auf dem Felde stand, beträchtlichen Schaden zu. Doch die Menschen beseitigten die Schäden trotz des großen Elends, halfen einander und bauten wieder auf, was zerstört worden war. Bei der Feuersbrunst am 12 Juli 1875 brannte auch der Kirchturm nieder. 1876 wurde zunächst ein provisorischer Turm errichtet. Erst im Jahre 1927 wurde nach einer gründlichen Renovierung der heute 34 Meter hohe Kirchenturm fertiggestellt. Die Moritzfelder Gemeinde brachte im Sanktuarium der Kirche eine Marmortafel mit folgender Inschrift an: "Der Turm wurde im Jahre 1927 erhöht und die Kirche renoviert. Die Kirche wurde am 6.Mai 1928 durch den aus unserer Gemeinde gebürtigen Bischof Dr. Augustin Pacha konsekriert."

5. Friedhof

Bei der Ansiedlung wurden der Gemeinde vier Joch für den Gottesacker ausgemessen. Die Gräber wurden stets schön gepflegt. Vor der Aussiedlung nach Deutschland wurden die Gräber in Beton eingefasst und abgedeckt.

6. Schule und Kindergarten

Im Jahre 1786 wurde in Moritzfeld die römisch katholische Schule mit zwei Lehrkräften gegründet. Bis 1868 war die Schule deutschsprachig. In ein paar Jahren stieg die Zahl der Schüler auf über 300. Danach wurde sie als Gemeindeschule umorganisiert. Der Unterricht erfolgte in deutscher und in ungarischer Sprache. Im Jahre 1873 wurde von der Gemeindevertretung beschlossen, ein neues Schulgebäude zu bauen. Ende 1874 wurde der imposante stockhohe Bau fertiggestellt. Am 23. Januar 1875 begann mit einer großen Schulfeier der erste Unterricht im neuen Gebäude. Am 16. Februar 1885 wurde die Schule verstaatlicht und nur noch in ungarischer Sprache unterrichtet. Im Jahre 1932, wurde der erste rumänischsprachige Klassenzug eröffnet. Um den Kindern der umliegenden kleineren Dörfer wie Tirol, Waldau, Kleinschemlak, Birda und Clopodia den Unterricht in deutscher Sprache ab der 5. Klasse zu ermöglichen, wurde in Moritzfeld ein Internat gegründet. Im Herbst 1944 wurden die deutschen Kinder aus Moritzfeld in die rumänische Sektion eingegliedert. Ab 1948 durfte wieder muttersprachlicher Unterricht erteilt werden. Die Aktivitäten in der Schule waren vielfältig. Im Schulgarten wurden landwirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Der literarische Zirkel weckte die Liebe zur deutschen Dichtung. Das im Jahre 1955 eingerichtete Laboratorium diente dem Physikunterricht. Als beide Sektionen 1960 zu einer Direktion vereinigt wurden, änderte sich auch die Kinderzahl der Schule. Die Zahl der deutschen Kinder nahm ständig ab, die Zahl der rumänischen hingegen zu. Ab 1979 gab es in der deutschen Sektion nur noch vier Klassen, die von einer Lehrkraft betreut wurde.

Zur Schule gehörte auch ein schon 1893 gegründeter staatlicher Kindergarten mit ungarischer Unterrichtssprache. Von 1919 bis 1924 war die Anstalt geschlossen. Danach war der Kindergarten bis zur Gegenwart immer in Funktion. In 1958 wurde eine rumänische Abteilung gegründet. Die Verhältnisse entwickelten sich hier wie im Bereich der Schule: das zahlenmäßige Gewicht zwischen Deutschen und Rumänen verlagerte sich zusehends. Zurzeit sind keine deutschen Kinder mehr in Moritzfeld.

7. Gemeindebibliothek

Zum Kulturgut von Moritzfeld gehörte auch die in den Nachkriegsjahren des zweiten Weltkrieges entstandene Dorfbibliothek. Im Jahre 1955 umfasste sie 1200 Bücher. Diese bildete eine Quelle, woraus sich Schüler, Studenten und das sonstige Lesepublikum ihre Lektüre ausleihen konnten. Im Jahre 1975 verfügte die Bibliothek schon über 18.000 Bücher. Im Dorfe wurde viel gelesen, besonders in den Wintermonaten. Zusammen mit den Lehrkräften der Schule wurden schöne und vergnügungsvolle Abende, zumeist für die Dorfjugend veranstaltet.

8. Weltkriege, Deportationen, Aussiedlung

Im Herbst 1918 kehrten die Soldaten aus dem ersten Weltkrieg heim. Zusammen mit ihren Angehörigen machten sie sich an die Arbeit, um die unbebauten Felder wieder zu bestellen. Der erste Weltkrieg forderte von unserer Gemeinde einen hohen Blutzoll: 104 Tote und 32 Invaliden. Nach dem Abzug der deutschen Truppen, besetzte die serbische Armee Mitte November 1918 den westlichen Teil des Banats, einschließlich Temeswar. Nach achtmonatiger Besatzung, zog das serbische Militär aus Moritzfeld. Es blieb durch Requisitionen - 57 Pferde, 60 Kühe und 5 Schafe – und Plünderungen in unguter Erinnerung bei der Dorfbevölkerung. Im August 1919 marschierte eine Abteilung der königlichen rumänischen Armee im Ort ein und wurde daher auch feierlich empfangen. Im Friedensschluß zu Trianon vom 4. Juni 1920 wurde das Banat dreigeteilt und der östliche Teil an Rumänien angeschlossen. In der Nachkriegszeit wurden Hausplätze aufgeteilt, Feld an- und verkauft, Bauland erschlossen, um die Ausbreitung der Gemeinde zu sichern. Zwischen 1925-1936 wurden in Moritzfeld infolge der Agrarreform 23 rumänische Familien angesiedelt, denen Haus- und Gartenplätze zugeteilt wurden. Vom Ort fern liegendes Agrarland wurde verpachtet. Mit dem Geld konnte 1927 der abgebrannte Kirchturm und die Kirche renoviert werden.

Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939 begann das letzte Kapitel des deutschen Moritzfelds. Als am 12. Mai 1943 in Bukarest das Abkommen zwischen der deutschen Reichsregierung und der rumänischen Regierung unterzeichnet wurde, rückten auch Moritzfelder Männer zur Waffen-SS ein. Die Tafel mit den Namen der Gefallenen und Vermißten in diesem unsinnigen Krieg ist groß, die Namensliste lang. In der deutschen Armee fielen 65 Moritzfelder Männer, in der rumänischen Armee weitere 11. Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete noch nicht das Ende des Leides der deutschen Bevölkerung. Im Januar 1945 erreichte uns das gleiche Schicksal wie viele unserer deutschen Nachbarorte. Von 2000 deutschen Einwohnern wurden 205 nach Russland zur Zwangsarbeit verschleppt, hauptsächlich Frauen und Jugendliche. Die meisten wurden in das Lager Kadyevka deportiert. Viele kamen nicht mehr zurück: 68 Moritzfelder starben in Russland weitere acht nach ihrer Entlassung 1949 an den Folgen der Verschleppung. Viele kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück, weil sie in Zügen nach Deutschland abgeschoben wurden. Hier bauten sie sich eine neue Zukunft auf. Am 17. Juni 1951 wurden 7 Familien aus Moritzfeld in die Baragansteppe verschleppt. Die Menschen wurden auf einem abgeernteten Stoppelfeld aus den Viehwaggons abgeladen und ihrem eigenen Schicksal überlassen. Um ein Dach über dem Kopf zu haben, gruben sich manche in den Boden ein, andere rammten Pfähle in die Erde und überspannten dieselbe mit einer Decke oder mit einem Teppich. Später bauten sie sich Häuser. Nach vielem Leid und Entbehrungen wurden sie zum Jahresende 1955 freigelassen. Eine Moritzfelder Familie musste jedoch 13 Jahre auf die Freiheit warten. Durch all diese Umstände, Krieg, Gefangenschaft, Verschleppung, wurden viele Familien auseinander gerissen. So begann die Aussiedlung nach Deutschland im Rahmen der Familienzusammenführung.

Die ersten Familien konnten Anfang der sechziger Jahre nach Deutschland zu ihren Familienangehörigen ausreisen. Das löste eine Kettenreaktion aus, so das Moritzfeld langsam aber kontinuierlich seine deutsche Bevölkerung verlor. Viele mussten jahrelang auf die Ausreisegenehmigung warten Dies bewegte insbesondere junge Menschen unter Einsatz ihres Lebens über die jugoslawische Grenze zu fliehen. Ein Moritzfelder wurde bei seinem Fluchtversuch erschossen. Der Zugehörigkeit zum Kreis Karasch-Severin war es zu verdanken, dass der in den Kreisen Temesch und Arad übliche Freikauf in Moritzfeld nicht praktiziert wurde. Bis auf die Schmiergelder an die Beamten, um "kleine Gefälligkeiten" zu erreichen, konnten die nicht weniger als andere Banater Landsleute von den Paßbehörden schikanierten Moritzfelder ausreisen. Anfang der achtziger Jahren bürgerten sich folgende Gepflogenheiten ein: 200 Lei für eine Audienz beim Leiter des Paßamts, ein Pfund Kaffee für einen vorgezogenen Termin und 1000 Leim zur Prüfung des Ausreiseantrags durch die zuständige Auswanderungs-Kommission.

9. Einwohnerzahl

Im Jahre 1916 hatte Moritzfeld 2453 Einwohner, 1943 nur noch 1923 und fünf Jahre später 1849. Bewohner (Quelle: Anton Peter Petri, Herkunftsorte der Moritzfelder Kolonisten, Mühldorf /Inn 1985). Durch den großen Auswanderungsstrom nach der politischen und Systemwende 1989 in Rumänien schrumpfte die Zahl der Deutschen im Jahre 1999 auf 104 Deutsche.

10. Ortsgrundriss

Demnächst aktualisiert.

11. Wichtige Bauwerke

Da Moritzfeld einen kargen nicht sehr fruchtbaren Boden hat, waren auch keine Ressourcen für Prunkbauten und Denkmäler vorhanden. Außer dem Kriegerdenkmal im Kirchenhof, auf dem die Namen der Gefallenen des ersten Weltkrieges eingemeißelt sind, weist der Ort keine kollektive Gedächtnisorte auf. Drei Wegkreuze – auf der Waldspitz, am Knowelperch und am Bahnweg - bezeugen, dass in diesem Ort Christen wohnen. Die oben erwähnte Schule in L-Form war eine der wenigen mit Obergeschoss im Banat. Sie hatte 16 Klassenräume und ein Lehrerzimmer und war mit Laboratorium und Turnsaal ausgestattet. Das Pfarrhaus war ebenfalls groß: vier große Wohn- und Schlafzimmer, eine Küche. Die Pfarrbibliothek enthielt außer theologischem Schrifttum auserlesene literarische Werke. In die Mühle kamen in den guten Jahren viele Fuhrwerke aus den Nachbardörfern, um ihr Getreide vom weit und breit geschätzten Moritzfelder Müller mahlen zu lassen. Das Kulturheim war multifunktionell, Kino, Theater und Tanzsaal zugleich. Das ehemalige katholische Jugendheim wurde enteignet und als orthodoxe Kirche umfunktioniert. Nebenan steht das erst 1960 errichtete Gebäude der Ortsfeuerwehr.

12. Wirtschaftsstruktur und –organisationen, Handel und Verkehr

Bis zum Zweiten Weltkrieg war Moritzfeld agrarisch geprägt: die Erwerbsbevölkerung war fast vollständig in der Landwirtschaft tätig. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde vornehmlich für den Eigenbedarf produziert, nur ein geringer Teil der Agrarprodukte war für die Versorgung der naheliegenden städtischen Siedlungen bestimmt. Die mit der Revolution von 1848 verbundene Grundentlastung brachte die marktwirtschaftliche Entwicklung in Gang. Mehrere Entwicklungsvorgänge gaben der Banater Landwirtschaft einen starken Auftrieb. Durch Industrialisierung und Bevölkerungswachstum stieg der Bedarf an Lebensmitteln. Der Eisenbahnbau beschleunigte den Anschluß des Banats an den großen europäischen Markt. Vor dem letzten Weltkrieg verzeichnete der Ort zahlreiche Handwerker und Gewerbetreibende: Bäcker, Barbiere, Binder, Fleischhauer, Gastwirte, Hutmacher, Kammmacher, Maurer, Sattler, Schlosser, Schmiede, Schreiner, Schuster, Sodawassererzeuger, Spengler, Wagner, Würstler, Ziegelbrenner und Zimmerleute. Die hohe Anzahl der Barbiere scheint ein Ortsspezifikum gewesen zu sein, an das eine Redewendung erinnert: "Die Moritzfelder kommen mit dem Rasiermesser in der Hand zur Welt."

Etwa bis zur Jahrhundertwende war in Moritzfeld die Dreifelderwirtschaft mit Schwarzbrache üblich, später jene ohne Schwarzbrache, d. h. im Flurenwechselsystem kam jedes Jahr ein anderer Samen in die einzelnen Fluren. Anfang des 20. Jahrhunderts kam die erste Dampfdreschmaschine in unser Dorf. Die Handsaat wurde von der Drillmaschine abgelöst. Der Getreidemähbinder wurde 1914 eingeführt, was zum Verlust von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft führte. Die von der ländlichen Überbevölkerung ausgelöste erste Auswanderungswelle nach Amerika erfasste um 1900 auch Moritzfeld. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte im Ort eine sprunghafte Entwicklung in der agrarwirtschaftlichen Mechanisierung ein. Neue deutsche und amerikanische Landmaschinen wurden angeschafft. Wie in den meisten Banater Gemeinden, wurden auch in Moritzfeld verschiedene Getreidearten wie Winterweizen, Mais, Wintergerste, Hafer, Roggen, Hanf angebaut. Der Weinbau wurde in Moritzfeld meistens zum Hausgebrauch praktiziert. Zum Obstbau war der Boden ungeeignet, deshalb wurden nur vereinzelt Obstbäume in den Weingärten gepflanzt. Nebst dem Getreideanbau war die Viehzucht die wichtigste Erwerbsquelle der Dorfbewohner. Schon seit der Zeit der Einwanderung wurde besonders auf die Pferdezucht großen Wert gelegt. Außerdem wurden Rinder, Schweine und Schafe gezüchtet. Ein willkommener Nebenverdienst war die Seidenraupenzucht.

Der schwerste Schlag, den der Banater Bauer seit der Ansiedlung erlitten hat, war die Enteignung des deutschen landwirtschaftlichen Besitzes im Gefolge der Verfolgungsmaßnahmen nach dem 23. August 1944 und der Bodenreform vom März 1945. Viele Bauern wurden Fabrikarbeiter. Im Jahre 1952 wurde in Moritzfeld die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft gegründet. Manche Bauern waren im Staatlichen Landwirtschaftsbetrieb - Gostat, später IAS genannt - tätig.

Die wichtigste Einnahmequelle für den Bauern war der Erlös aus dem Verkauf seiner Feldfrüchte. Um ihre Früchte abzusetzen, mußten die Bauern nach Temeswar oder Bokschan oder Reschitza fahren. Nach dem Ersten Weltkrieg fuhr man mit den Wägen bis in die nahegelegenen Industriestädte Bokschan und Reschitza auf die Wochenmärkte. Moritzfeld war im 19. Jahrhundert der einzige Marktflecken in der Umgebung, wo Wochenmärkte abgehalten wurden. Der Jahrmarkt war unterteilt in Viehmarkt, Getreidemarkt, Krämer- und Gewerbemarkt. In den ausgehenden 30er Jahren des 20. Jahrhunderts kamen die Jahrmärkte langsam ab, da man in den Kaufläden so ziemlich alles kaufen konnte.

Anfang des 20. Jahrhunderts bestanden in Moritzfeld zwei Dampfmühlen. Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es eine Tischlerei mit Motorbetrieb, in der Bau- und Möbeltischlerarbeiten verrichtet wurden. Außerdem existierte eine Sodawasserfabrik.

Im Jahre 1893 wurde der Moritzfelder Bauernverein gegründet. Die Tätigkeit des Vereines umfaßte neben dem Ackerbau und der Viehzucht, auch den Wald-, Garten- und Weinbau, die Seiden-, Fisch- und Bienenzucht, sowie die mit der Landwirtschaft verbundenen Gewerbe. Die Handwerker schlossen sich relativ spät zu einer Zunft zusammen. Im Oktober 1851 wurde die "Moritzfelder Gewerbe-Genossenschaft". 1875 kam es zur Gründung des "Moritzfelder Handels- und Gewerbevereins". Ende des 19. Jahrhunderts wurde die "Moritzfelder Spar- und Vorschussverein" ins Leben gerufen, der einige Jahre in "Erste Moritzfelder Bank AG" umbenannt wurde. Im Jahre 1896 kam ein zweites Geldinstitut, die "Moritzfelder Sparkassa AG" dazu. Beide Institute verwalteten Einlagen, gaben Darlehen und ihr Wirkungskreis erstreckte sich auch auf die umliegenden Gemeinden. 1925 gab es in Moritzfeld eine Filiale der 1920 in Temeswar gegründeten "Schwäbischen Handels- und Gewerbebank AG".

Im 18. Jahrhundert war das Banater Straßennetz kaum entwickelt. Die Reise ging nicht selten querfeldein. Gemeindewege gibt es nach Großschemlak, Ferendia, Klopodia, Großscham, Gertenisch, Skulia, Schipet und Fisesch-Königsgnad. Im Jahre 1859 wurde Moritzfeld durch eine Briefpost mit Detta verbunden, welche sich 1863 durch Anschluß mit Bokschan und Reschitza erweiterte. Seit 1866 verkehren täglich Personenzüge von Detta nach Reschitza.

Von der Ansiedlung bis 1870 verwendeten die Bewohner der Gemeinde "das Fettlicht" und "das Öllicht". 1870 setzte sich die Petroleumlampe immer mehr durch. 1929 wurde die elektrische Beleuchtung an allen Straßenkreuzungen, sowie in allen öffentlichen Gebäuden und einigen Privathäusern eingeführt. Seit 1960 ist die Gemeinde an das Landesstromnetz angeschlossen.

13. Kulturelles Leben und Einrichtungen
An der Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert setzte in Moritzfeld ein reges Vereinsleben mit weit zurückreichenden Vorläufern ein. 1909 wurde ein Ortsverein des "Katholischen Volksvereins für Ungarn" gegründet. Ein Hauptanliegen dieser Institution war, die religiöse Bildung des Volkes zu fördern. Mir dem Zusammenbruch der Monarchie am Ende des Ersten Weltkriegs ging auch der "Katholische Volksverein" im rumänischen und jugoslawischen Teil des Tschanader Bistums ein. 1919 entstand in Moritzfeld eine Ortsgruppe des "Schwäbischen-Deutschen Kulturverbandes". Dieser war im gleichen Jahr in Temeswar vom Josefstädter Deutschen Klub gegründet und war später unter dem Namen "Deutscher Kulturverband" bekannt. Die Ortsgruppe hatte bereits einige Monate später in unserer Marktgemeinde eine Fortbildungsschule für erwachsene Knaben eingerichtet.

Das leichteste und unsichtbarste Gepäck der Auswanderer aus dem alten Reich war das deutsche Liedgut. Um es verbreiten zu können, gab es schon um 1860 in unserer Gemeinde einen Gesangverein. 1896 wurde der Moritzfelder Männergesangverein gegründet, teils um die Jugend mit den deutschen Liedern bekannt zu machen, teils um den Glanz der kirchlichen Festlichkeiten zu erhöhen. 1870 wurde in Moritzfeld die erste Musikkapelle mit zwölf Mann ins Leben gerufen. Im Jahre 1928 wurde eine 28köpfige Knabenkapelle gebildet.

1934 wurde der "Katholische Deutsche Frauenverein" mit 75 Mitgliedern gegründet. Zur Erhaltung der alten Volksgebräuche veranstaltete der Verein jedes Jahr einen Trachtenball, welcher bei jung und alt sehr beliebt war. Die Tätigkeit des Frauenvereines und des Mädchenkranzes umfaßte lehrreiche Theateraufführungen und beliebte Volkstänze, sowie das Singen von Volksliedern. Erste Ansatzpunkte für die Jugendarbeit nach dem Ersten Weltkrieg waren die noch aus der zeit vor 1914 gegründeten Jugendvereine. Im Herbst 1906 wurde in Moritzfeld der römisch-katholische Jugendverein gegründet. Für diesen Verein ließ Bischof Dr. Augustin Pacha 1932 auf eigene Kosten ein Jugendheim erbauen. Hier wurde unser christkatholischer Glauben gelehrt und gepflegt. Deutsche Lieder wurden gesungen, die Muttersprache gepflegt, die Liebe zum Volkstum in die jungen Herzen geprägt. Die Ortsjugend nahm mit eigenen Programmen an verschiedenen Jugendtagungen teil. Im Jahre 1948 wurde das Jugendheim enteignet und ein Jahr später der orthodoxen Kirchengemeinde als Gotteshaus zur Verfügung gestellt. Seither wurde das Kulturheim zum Treffpunkt der Jugend. Das neue Kulturhaus, in dem sämtliche kulturellen Veranstaltungen abgehalten wurden, wurde 1972 fertiggestellt. Erwähnenswert ist auch der Moritzfelder Mädchenkranz, welcher im Oktober 1929 unter dem Namen "Katholisch-deutscher Mädchenkranz" ins Leben gerufen wurde. Hauptziel seiner Tätigkeit war, den Mitgliedern religiös-sittliche Werte zu vermitteln, die Muttersprache zu pflegen, das Volkslied und den Volkstanz zu üben. 1930 wurden in unsere Gemeinde der erste Fußballverein und eine Handballmannschaft gegründet, aus deren Reihen auch Landesmeister hervorgingen.

14. Mundart

In Moritzfeld wird eine südwestrheinfränkische Mundart gesprochen. Daneben gibt es, besonders im Wortbestand, manche österreichisch-bairische Einflüsse, die sich aber auf das vorherrschende Pfälzische im Kern nicht auswirkten.

15. Aussiedlung nach Deutschland und Auswanderung in andere Länder
Vor der politischen Wende in Rumänien 1989 lebten laut HOG Datei etwa 1000 Deutsche im Ort und etwa 2200 In der Bundesrepublik. Der Grossteil (ca. 80%) wohnt in Süddeutschland, insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg. Etwa 20 Moritzfelder wohnen in Österreich, weitere 30 in den USA.

16. Integration in Deutschland

Um die Kontakte zu pflegen und aufrecht zu erhalten werden seit 1979 jedes zweite Jahr Moritzfelder Heimattreffen abgehalten. Das erste, von den Familien Bucholz und Rohm organisierte Heimattreffen fand am 6. und 7. Oktober 1979 in Donaueschingen statt. Zweihundert Moritzfelder haben daran teilgenommen. Seither hat sich eine Regelmäßigkeit eingespielt. Man trifft Freunde, Nachbarn, Verwandte und Bekannte und tauscht Erinnerungen aus, besinnt sich auf gemeinsame Erlebnisse und Ortsereignisse.